Lob freut Kinder genauso wie Erwachsene, es macht stolz und spornt an. Aber gerade bei Kindern kommt es darauf an, wie gelobt wird. Es gibt da feine Unterschiede.
Lob kann elterliche Freude, pädagogische Anerkennung, Wertschätzung und Stolz vermitteln - vorausgesetzt, es ist ehrlich gemeint und erfolgt nicht mechanisch. Ist Lob mühelos zu erhalten, motiviere es nicht mehr. Lob, eingesetzt wie eine Gießkanne, stumpfe das Dopamin-Belohnungssystem im Gehirn ab.
Lob sollte eine Motivation sein.
Motivation ist die treibende Kraft, die uns Menschen zu zielgerichtetem Verhalten veranlasst, kann viele verschiedene Intentionen haben. Oft geht es um das Befriedigen grundlegender Bedürfnisse, etwa von Hunger oder Durst, oder lebenswichtige Entscheidungen wie Kampf oder Flucht angesichts einer Gefahr. In der modernen Gesellschaft jedoch sind diese entwicklungsgeschichtlich alten, dem nackten Überleben dienenden Motivatoren eher sekundär.
Verantwortlich für diese positive, leistungsbereite Stimmung ist das mesolimbische System in unserem Gehirn, ein Schaltkreis, dessen Ursprung im ventralen Tegmentum im vorderen Teil des Mittelhirns liegt. Die Neurone des ventralen Tegmentums innervieren das limbische System über den Nucleus accumbens, die Amygdala und den Hippocampus und strahlen bis in die Großhirnrinde aus. Sie schütten den Neurotransmitter Dopamin aus, der vermutlich die Anreizmotivation fördert und uns so zu immer neuen Leistungen anspornt – nach dem Motto: schneller, höher, weiter.
Die Art und Weise wie ein Kind gelobt wird, trägt ganz entscheidend zu seiner Entwicklung bei. Lob kann ein Kind zu einem selbstbewussten, aber auch selbstkritischen, neugierigen, fleißigen und vor allem glücklichen Menschen machen, der spürt, dass er um seiner selbst willen geliebt wird – und nicht für etwas, das er tut. Lob kann aber genauso auch demotivieren, Ängste und Sorgen schüren, Unehrlichkeit fördern und einen Menschen hervorbringen, der sein Leben lang nach Halt und Anerkennung in der Welt sucht.
Im Umgang mit Kindern ist es sehr wichtig, sich der Wirkung seiner Worte (Lob) bewusst zu sein. Wir Eltern wissen zwar, dass wir unsere Kinder bedingungslos lieben – unsere Kinder wissen das aber nicht automatisch. Sie müssen sich rückversichern, genau beobachten, wie wir uns verhalten und gut zuhören, wenn wir mit ihnen sprechen. Und das tun sie – aufmerksamer als vielen bewusst ist.
Der Schlüssel zu einer glücklichen Kindheit lässt sich auf eine einfache Formel herunterbrechen: Nur ein Kind, das bedingungslos geliebt wird – und nicht, weil es ein bestimmtes Verhalten zeigt – kann sein volles Potenzial entfalten und selbstbewusst und zufrieden durchs Leben gehen.
Was das mit dem richtigen Lob zu tun hat?
Es gibt ganz wenige Kinder auf der Welt, die das Glück hatten, um ihrer selbst willen geliebt zu werden. Und diese Kinder zeichnen sich alle dadurch aus, dass sie sich nicht anstrengen müssen in der Welt, um Bedeutsamkeit zu erlangen.
Anstrengung – das ist hier das Schlüsselwort. Kinder wollen um jeden Preis von ihren Eltern gesehen werden. Sie würden alles tun, um ihnen zu gefallen. Sie verbiegen sich sogar richtig, um die ersehnte Anerkennung zu bekommen. Und deshalb ist es so wichtig, Worte mit Bedacht zu wählen. Das gilt ganz besonders für den richtigen Umgang mit Lob.
Auch positive Bewertungen können ein Kind verletzen
Kinder durchschauen Schmeicheleien
Kinder brauchen Zeit, Zuwendung und Zärtlichkeit. Wenn die Eltern viel streiten und an ihren Kindern herummeckern, verpufften lobende Aussagen, weil einfach die emotionale Grundlage nicht stimme.
Auch Lob als Methode, um "erwünschtes Verhalten zu provozieren" funktioniere auf Dauer nicht, denn Schmeichelei ist leicht durchschaubar. Die Kunst des richtigen Lobens spielt hier eine wichtige Rolle. Gerade pädagogisch bemühte Eltern, wollten alles richtig machen und lobten deshalb ohne Unterlass. Sie hebt die Stimme: "Oh, mein Kleiner, du malst ja wie ein kleiner Picasso! Diese Verzückung wirkt künstlich und übertrieben. Lob sollte aber aufrichtig und realistisch sein, beschreibend und differenziert, Tonfall und Körpersprache sind dabei wichtig und wesentlich.
Wie Lob ich richtig?
Wertschätzung ist nicht gleich Anerkennung ist nicht gleich Lob
Was vielen nicht klar ist: Wertschätzung, Anerkennung und Lob lassen sich nicht in einen Topf werfen. Sie sind keine Synonyme, haben nicht den gleichen Effekt und beschreiben grundsätzlich unterschiedliche Konzepte im Umgang mit anderen.
Loben heißt auch immer ein bisschen: ich weiß es besser als du, deshalb darf ich dich bewerten. Ehrliches Interesse hingegen bringt uns auf Augenhöhe: „Da ist ja ganz viel Grün in deinem Bild, magst du gerne die Farbe Grün?“, „Oh, so ein buntes Bild hast du gemalt! Willst du mir etwas darüber erzählen?“ „Hey, du bist ja ganz allein da hochgeklettert! Wie ist es denn da oben so? Kannst du die Wolken anfassen?“ „Du hast deine Schokolade mit deinem Bruder geteilt! Er hat sich richtig gefreut, hast du das gesehen?“ „Ihr habt euch abgewechselt! Ich freue mich so, dass ihr eine Lösung gefunden habt!“
Das stärkt das Selbstwertgefühl Ihres Kindes, ganz ohne Gefahr zu laufen, bloß sein Ego aufzublasen. So kann man sein Kind motivieren, ohne zu riskieren, dass es sich nur noch auf seinen Lorbeeren ausruht. Und ich kann ihm vermitteln, was ich gut und richtig finde, ohne es zu manipulieren.
Um das auszuprobieren, muss man nicht gleich das Loben komplett streichen. Aber wenn wir uns einfach etwas öfter statt mit Manipulation und Routine, ehrlich auf Augenhöhe begegnen, verändert das unsere Beziehung zu unseren Kindern für immer.
Loben und gelebte Wertschätzung ist die wichtigste Voraussetzung für die Entwicklung einer Vertrauensbasis zwischen Kindern und Eltern. Loben und Wertschätzung macht uns gesund, glücklich und lässt Kinder erfolgreiche Erwachsene werden. 😊