In allen Medien begegnen uns zurzeit beunruhigende Nachrichten und Bilder. Kinder können nicht immer zwischen den Bildern auf dem Bildschirm und ihrer eigenen Gedankenwelt unterscheiden. Sie glauben eher, dass sie selbst in Gefahr sind. Hier gilt es gegenzusteuern und realistische Rückmeldungen zu geben.
Helfen Sie Ihrem Kind mit dem Stress und der Angst umzugehen, indem Sie sich Zeit nehmen, mit ihm spielen, reden und ihm Raum für Entspannung bieten.
Stress, Angst und Depressionen haben zugenommen.
Das Risiko für psychische Auffälligkeiten hat sich fast verdoppelt, so eine Umfrage des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Laut der Umfrage fühlen sich mehr als 70 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen durch die Corona-Pandemie seelisch belastet. Stress, Angst und Depressionen haben zugenommen. Das Risiko für psychische Auffälligkeiten hat sich fast verdoppelt. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche ab sechs Jahren. Neben Antriebslosigkeit und Rückzug habe neben der Reizbarkeit auch die Angststörungen in 50 Prozent der Fälle zugenommen sowie das aggressive Verhalten habe sich verdoppelt.
Auch die Schlaflosigkeit sowie leicht Depressionen haben zugenommen. Je länger die Pandemie andauert und unsere Kinder psychischen Belastungen ausgesetzt sind, desto eher sind die Selbstheilungskräfte überfordert und es kann zu psychischen Störungen kommen.
Vorbild sein
Finden Sie gemeinsam mit Ihrem Kind heraus, wie viel es bereits weiß zum Thema Pandemie und Covid-19, und greifen Sie dies auf. Zu diesem Thema gibt es auch ein kostenfreies Buch zum Download im Beltz Verlag mit dem Titel: Was ist eigentlich das Coronavirus? www.beltz.de
Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Kind und beobachten Sie die Reaktionen des Kindes. Malen, Geschichten erzählen und andere spielerische Aktivitäten können helfen, das ernste Thema anzusprechen und geben Ihrem Kinde Raum für Entspannung. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie seine Sorgen und Ängste ernst nehmen.
Kinder lernen durch das Verhalten ihrer Eltern. Eltern sind automatisch Vorbilder, ob sie wollen oder nicht. Denn Kinder ahmen von Geburt an das Verhalten der Eltern nach. Sie lernen dadurch unbewusst Verhalten, bilden Einstellungen und entwickeln Gefühle. Seien Sie achtsam mit Ihrer Sprache, nicht nur in der Kommunikation mit Ihrem Kind, sondern auch mit den anderen Familienmitgliedern, auch wenn Sie denken Ihr Kind ist nicht in der Nähe. Wenn Sie Angst haben oder panisch reagieren, wird es Ihr Kind auch tun.
Bei jüngeren Kindern ist es ebenfalls wichtig, darauf zu achten, dass sie nicht von den aktuellen Nachrichtenflut überschwemmt werden. Auch wenn sehr junge Kinder die Fakten noch nicht verstehen und verarbeiten können, bekommen sie über die damit erzeugte Stimmung Emotionen vermittelt und können Ängste entwickeln, welche sie kognitiv aber nicht verarbeiten können.
Kommen Sie dem Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit nach, wenn Ihr Kind anhänglicher als sonst ist. Damit geben Sie Ihrem Kind Sicherheit und Geborgenheit.
Hilfe und Tipps für Kinder in der Corona Pandemie
Routine im Tagesablauf
Definieren Sie Routinen im Tagesablauf und Planen Sie Ihren Tag genau, denn Geplantes Handeln beugt Kontrollverlust und Hilflosigkeit vor. Durch geplantes Handeln hat man das Gefühl, einer Situation nicht hilflos ausgeliefert zu sein, sondern diese aktiv zu gestalten zu können. Routinen und festgelegte Rituale helfen uns, dem Alltag eine Struktur zu geben. Hierzu gehören feste gemeinsame Essens- und Zubettgehzeiten, ein Abendritual mit Geschichte und Kuscheln oder auch in einer angemessenen Häufigkeit die Nachrichten zu Schauen.
Planen Sie Auszeiten und Freiräume
Kinder sollen auch nachmittags ein bisschen allein spielen, etwas zeichnen, basteln oder im Bett liegen und ein Buch lesen. Auszeiten helfen sich zu regenerieren und beugen Überforderung vor.
Gefühle regulieren
Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie seine Sorgen und Ängste ernst nehmen. Es ist normal, sich manchmal zu fürchten. Darüber zu sprechen kann helfen, dass die Ängste kleiner werden. Holen Sie sich Hilfe zum Thema Umgang mit Ängsten, zum Beispiel über die Internetseite https://www.innen-leben.org/klopfen-gegen-angst/ von Dr. Michael Bohne. Auf dieser Seite sind drei Poster mit Anleitungen und fünf kleine YouTube Videos mit Michael Bohne zu sehen, die eine Unterstützung in diesen beispiellosen Zeiten anbieten. Versuchen Sie Ihr Kind durch Lob positiv zu verstärken und zu erwünschtem Verhalten zu motivieren. Und führen Sie sich immer vor Augen, dass auch Gefühlsregulation erst gelernt werden muss.
Medienkonsum einschränken
Schränken Sie die Zeiten für TV, Handy, PC oder durch Videospiele ein. Planen Sie feste Zeitfenster dafür vor. Besprechen Sie mit Ihren Kindern, die ein eigenen Smartphone- oder Internetzugang haben, dass es Angst machen kann, zu viele Nachrichten zu lesen/sehen oder zu hören und überlegen Sie gemeinsam, wie es möglich ist, nur ein bis zwei Mal täglich Nachrichten zu konsumieren. Besprechen Sie mit Ihren Kindern, wie wichtig es ist, dass auch in Chats mit FreundInnen nicht zu viele Nachrichten hin- und hergeschickt werden. Holen Sie sich die Informationen von gesicherten Seiten wie beispielsweise im öffentlichen Fernsehen oder Radio.
Kinder brauchen Bewegung
An die frische Luft zu gehen, stärkt das Immunsystem und hilft, ausgeglichen zu bleiben. Bewegung und körperlicher Aktivität spielen eine unumstritten wichtige Rolle. Besonders für Kinder: Sie entdecken die Welt in und durch Bewegung. Bewegung trägt erheblich zu einer gesunden körperlichen, geistigen und psychosozialen Entwicklung der Kinder bei.
Zusammen kochen, putzen und werkeln
Gemeinsames Essen hat einen positiven Einfluss aufs Familienleben und unterstützt auch die Sprache und die psychologische Entwicklung. Zusammen zu essen verbindet und fördert den Austausch. Wichtig dabei ist aber nicht nur das Essen an sich: Die Familienmitglieder erleben die gemeinsam verbrachte Essenszeit besonders positiv, wenn sie gute und aufmerksame Gespräche dabei führen was gerade in der Pandemie immens wichtig ist.
Die gleiche Verbundenheit, die entsteht beim gemeinsamen Kochen, entsteht auch, wenn wir unsere Kinder beim Putzen und Aufräumen mit einbinden. Es stärkt den Zusammenhalt der Familie, wenn jedes Mitglied eine Aufgabe hat und diese zum Wohl der anderen erledigt. Kinder sind meist nicht gern allein im Zimmer. Dabei sein ist alles! Das Kind spürt, ich bin erwünscht und werde gebraucht.
Langeweile zulassen
Es ist hinlänglich bekannt, dass Langeweile zu den wichtigsten Triebfedern der kindlichen Entwicklung gehört. Es gibt aber noch mehr positive Gründe, langweile den Kindern zu Erlauben. Langeweile entsteht, wenn Stress wegfällt, macht Kreativ, schafft Eigeninitiative und fördert das Selbstwertgefühl. Und ganz nebenbei, ist Langeweile gut für den Lernprozess der Kinder. Es hat sich in vielen Studien gezeigt, gezeigt, dass Kinder viel besser lernen, wenn sie ihrer eigenen Neugierde nachgehen, wenn die Motivation nicht von außen, sondern von innen kommt. Indem sie gelernt haben, ihren eigenen Interessen zu folgen, fällt es ihnen leichter sich für neue Dinge und auch Lerninhalte zu begeistern.
Pflegen Sie Ihre sozialen Kontakte
Videochats oder Telefon sind wunderbare Möglichkeiten, um auch aktuell im engen Austausch mit der Familie, Opa und Oma, Tanten und Onkeln oder dem Freundeskreis zu bleiben.
Gesunder Lebensstil
Versuchen Sie Ihr Immunsystem durch eine gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung zu stärken, wenn möglich auch immer wieder an der frischen Luft.
In diesem Sinne, bleiben Sie Gesund